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Serie: Studileben weltweit

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Kleines Tor zur Welt

Foto: Amac Garbe, ein-satz-zentrale.deVon Carl Lehmann

Wie fühlt es sich an, das Studium in England, Italien oder den USA? Welche Erfahrungen machen Kommilitonen im Ausland? Die „ad rem“-Serie Studileben weltweit verrät es. Dieses Mal: Indien.

Hyderabad ist eine stetig wachsende Metropole in Zentralindien, die innerhalb des Landes vor allem durch ihre Extreme bekannt ist – die Schärfe der lokalen Speisen und die ganzjährige Hitze. Darüber hinaus ist diese Stadt jedoch auch ein kulturelles Sammelbecken, zum Beispiel für die vielen Zugezogenen aus der näheren ländlichen Umgebung, die sich hier Arbeit und somit eine bessere Zukunft erhoffen. Modernen wirtschaftlichen Aufschwung verspricht da die boomende IT-Branche der Stadt, die ihr den Spitznamen Cyberabad eingebracht hat.

Solch ein rapides Bevölkerungswachstum bringt auch negative Aspekte mit sich, wie Manu Jose weiß. „Hyderabad ist eigentlich ganz in Ordnung, wenn man es schafft, von dem hektischen Straßenverkehr, der Verschmutzung und dem ständigen Menschenandrang in der Innenstadt abzusehen“, stellt der 20-Jährige fest. Er ist einer von etwas über 2000 Menschen, die derzeit an der English and Foreign Language University (EFLU) in Hyderabad studieren. Jose kommt eigentlich aus Kerala, dem südwestlichsten Bundesstaat Indiens, und ist in Hyderabad, um Französisch zu lernen – mittlerweile im zweiten Semester. Überhaupt kommen nur die wenigsten Studenten an dieser Hochschule aus der Umgebung, die meisten aus entfernten Gegenden des Landes und einige gar aus dem Ausland.

Auf die Frage hin, warum er nicht an einer Universität nahe seiner Heimat studiere, verweist Jose auf die Vorteile der Einrichtung in Hyderabad. So sei diese unter Verwaltung der indischen Regierung, erhalte finanzielle Unterstützung und sei demnach vergleichsweise erschwinglich für Studenten. „Zudem ist es eine der besten Sprachuniversitäten Indiens“, fügt der Französischstudent hinzu. Der gute akademische Ruf ist es auch gewesen, der Dr. Satish Poduval einst an diese Bildungsstätte gelockt hat – seit 1996 lehrt der 46-jährige in Hyderabad im Bereich Kultur und Medien. „Damals war es vor allem eine Einrichtung zur Ausbildung von Lehrern, mit guter Bibliothek und Interesse an innovativer Forschung“, erinnert sich der Dozent, der ebenfalls aus Kerala stammt. Mittlerweile hat sich ihr Bildungsauftrag erweitert, so dass nun neben Lehrern auch geisteswissenschaftlich sowie in unterschiedlichen Sprachen Ausgebildete die Universität verlassen.

Manu Jose ist im Großen und Ganzen zufrieden an der EFLU, sieht aber auch Verbesserungsbedarf, was die Einbindung der Studenten angeht. So würden beispielsweise angemessene Sport- und Freizeitangebote sowie eine regelmäßig erscheinende Unizeitung noch fehlen. Chancen, dass sich das ändert, bestehen im Moment durchaus, da sich Ende vergangenen Jahres erstmals eine gewählte Studentenvertretung herausbilden konnte. Diese hat nun die Möglichkeit, eine engere Verbindung zwischen Universitätsleitung und Studenten herzustellen.

Ihren Status als internationale Einrichtung erhielt die Sprachuniversität vor allem durch weltweite Kooperationen. Seit acht Jahren besteht auch ein Austauschprogramm mit der TU Dresden, in dessen Zuge jährlich drei Anglistikstudenten beider Hochschulen für ein Semester an der jeweils anderen Universität studieren können. Dr. Poduval, der selbst schon an deutschen Universitäten gelehrt hat, war vor allem in den ersten Jahren eng an diesem Austausch beteiligt. Gefragt nach möglichen akademischen Unterschieden zwischen den beiden Ländern, kann er keine allgemeine Antwort geben. „Es sind eher spezifische Persönlichkeiten als unterschiedliche Nationalitäten, welche letztlich den Unterschied machen“, resümiert er. Vor allem an einer so kleinen und internationalen Universität wie der EFLU hat diese Aussage ein großes Gewicht.

Zum Foto: Anglistikstudenten der TU Dresden können ein Semester ihres Studiums im indischen Hyderabad verbringen.
Foto: Amac Garbe



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